Schulprojekt Nyankoma

Bau von Klassenräumen und dem Verwaltungsblock der St. Michaels School

In Uganda sind 65% der Bevölkerung unter 18 Jahre alt. Für den Zugang zu höherer Schulbildung müssen Jugendlichetäglich gefährliche Fußmärsche von bis zu 20km auf sich nehmen. Jede neue Schule ist deshalb ein zukunftsweisendes Projekt. Im Kibaale District im westlichen Uganda gibt es bisher keine weiterführende Schule. Auch Asphaltstraßen, Industrie, ja jede Form moderner Entwicklung sucht man hier vergeblich. Der schnell wachsenden Bevölkerung bleibt als Lebensperspektive daher nur die Landwirtschaft auf durch Erbteilung immer kleineren und durch den Klimawandel immer unproduktiveren Böden. Das reicht meist nicht zum Leben, soziale Unruhen sind vorprogrammiert. Father John Rwabunyoro plante deshalb für die Jugendlichen der Umgebung den Bau einer neuen Secondary-School in kirchlicher Trägerschaft mit stattlicher Anerkennung. Er erwarb bereits vorab ein geeignetes Grundstück und stellt es kostenfrei für den Bau der Schule zur Verfügung.

Im ersten von drei geplanten Bauabschnitten sollte in Kagadi zunächst das Schulgebäude mit einem in Uganda noch keineswegs selbstverständlichen Sanitärblock, sowie ein Verwaltungsgebäude entstehen. Gedacht ist die Schule nicht nur für Jugendliche, auch ältere Menschen, die mangels Schulangebot bisher keinen höheren Bildungsabschluss erreichen konnten, und Mütter mit kleinen Kindern sollen einmal hier weiterlernen können. Besonderen Wert will Father John im späteren Bauabschnitt auf ein handwerkliches Zusatzangebot, beispielsweise im Schreinern oder Nähen legen. Schüler, die keinen Abschluss geschafft haben, sollen nach dem Schulbesuch trotzdem in der Lage sein, sich ihren Lebensunterhalt in ihrer Heimat verdienen zu können, um nicht als Armutsflüchtlinge in die Slums der großen Städte ziehen zu müssen.

Nach der vom Bistum in Hoima unterstützten Planung wurde im Januar 2016 mit der Planierung des Grundstückes begonnen. Helfer bei dieser ersten Aktion waren Mitglieder des nahen Dorfes und Eltern der zukünftigen Schulkinder. Father John bestellte inzwischen die nötigen Baumittel: Sand, Kies und Ziegelsteine. Sobald diese angeliefert wurden, ging es mit ersten Bauarbeiten weiter. Klassen- und Verwaltungsgebäude wurden im rechten Winkel zu einander angeordnet. Mit den später noch zu errichtenden Gebäuden soll so einmal ein geschützter Innenhof entstehen.

Durch die Bewilligung von Geldern nicht nur für ein Klassen- sondern auch für ein Verwaltungsgebäude, wurden die im ersten Plan ursprünglich im Klassentrakt geplanten Miniräume für Schulleiter, Sekretärin und Lehrerzimmer nicht mehr nötig. Der so erhaltene Freiraum soll für einen weiteren fünften Klassenraum genutzt werden.

Da es in der unmittelbaren Nähe kein Wasser gibt, wurde eine flache Grube ausgehoben und mit einer Plane ausgelegt. Wasser wurde von der nächsten Wasserstelle mit Kanistern herangeschafft und in der  Mulde dann nach und nach der Mörtel für den Bau der Wände angerührt.

Da es in der Nähe keine größere Ortschaft gibt, aus der täglich Maurer hätten kommen können, stellten Familien von den umliegenden Höfen  Schlafmöglichkeiten zur Verfügung, damit die Maurer vor Ort bleiben und täglich arbeiten konnten. Die Familien versorgten die Arbeitskräfte auch aus ihren eigenen bescheidenen Möglichkeiten heraus mit Lebensmitteln. Father John holte deshalb von Zeit zu Zeit ein paar Säcke mit Grundnahrungsmitteln, um die Versorgung aller zu gewährleisten.

Da alle für den Bau nötigen Grundstoffe mittels Lastwagen herangebracht werden mussten, war es schon eine mittlere Katastrophe, als es bei einem der Lastwagen durch die ständige Belastung mittels der Baustoffe zu einer größeren Beschädigung kam. Trotzdem schritt der gleichzeitige Bau der drei Gebäude auch durch die vielen freiwilligen Helfer gut voran. An Feiertagen wurden die Fortschritte regelmäßig durch die Familienmitglieder der zukünftigen Schulkinder besichtigt.

Als die Mauern bis zur oberen Kante fertiggestellt waren, wurde für die Verstärkung des Rohbaus jeweils rundherum ein Stahlring angebracht. Diese Stahlringe sind Pflicht beim Bau jedes neuen Gebäudes in Uganda. Sie sind vor allem wegen der gelegentlich vorkommenden Erdbeben von Bedeutung und dienen außerdem als Befestigungsgrundlage für den hölzernen Dachstuhl, auf welchem das Wellblechdach verschraubt wird. So kann auch starker Wind, der darunter fegt, das Dach nicht so leicht abdecken. Im April 2016 begann bereits die Dachdeckung von Klassen- und Verwaltungsgebäude.

Zwischenzeitlich wurde die tiefe Grube für die Abwässer des Wasch- und Toilettenhauses ausgehoben.Das Toilettenhaus beinhaltet sechs Kabinen, jeweils drei für Jungen und Mädchen. Die Eingänge dazu liegen auf den voneinander abgewandten Seiten.

An den Schulgebäuden wurden die hölzernen Dachstühle aufgesetzt und die Wellblechplatten verschraubt. Zum Auffangen des Regenwassers wurden Regenrinnen installiert, die das Wasser in große Auffangbehälter ableiten.

Im Laufe der Bauarbeiten zeigten sich viele Eltern sehr besorgt über den späteren täglichen Weg ihrer Kinder zur Schule. Da es die einzige weiterführende Schule im größeren Umkreis sein wird, werden die Jugendlichen einen großen Einzugsbereich haben. Die Eltern bestanden deshalb auf einer Möglichkeit bei der Schule zu übernachten. Eine Forderung, deren Sinnhaftigkeit auch Father John versteht. Da die Schule erst im Aufbau ist und im ersten Jahr noch nicht alle Klassenräume belegt werden können, steht im Moment noch ausreichend Raum als Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung. Dieses setzt allerdings auch die Anschaffung von Betten und Matratzen voraus.

Durch die ständige Anwesenheit der Jugendlichen, die Wasser für Essen und Körperreinigung benötigen, steigert sich der tägliche Wasserverbrauch. So wurden statt des ursprünglich geplanten einen Wassertanks, jeweils einer am Klassen- und Administrationsgebäude angebracht. Jeder dieser Wasserbehälter fasst lt. Father John 10.000 Liter. Damit soll die Wasserversorgung erst einmal gesichert werden.

Im letzten Jahr ist es in Ostafrika mehrfach zu Überfällen auf Schlafhäuser mit anschließenden Entführungen gekommen.  Deshalb wurdendie Fensterläden und Türen nicht wie geplant aus Holz, sondern zur Sicherheit der Jugendlichen aus Metall gefertigt. Diese Teile sind zwar etwas teurer, haben aber auch eine wesentlich längere Haltbarkeit.

Zum Schluss wurden die Außenwände verputzt und bekamen noch einen weißen wasserabweisenden Anstrich. Dieser soll die Außenwände auch vor der Witterung schützen. Die Innenwände wurden teilweise in fröhlichen bunten Farben gestrichen.

Rechtzeitig vor dem Schulbeginn am 01.02.2017 wurden die nötigen Schulbänke geliefert. Wegen des einfacheren Transportes wurden sie erst vor Ort zusammen gebaut. Anschließend erhielten sie noch eine Schutzlasur.

An den Wegkreuzungen der nächsten Siedlungen wurden Schilder aufgestellt, die den Weg zur neuen Schule weisen. Neben dem Schullogo enthalten sie den Satz: Education buildsthefuture = Bildung formt Zukunft.

Für die Eltern der zukünftigen Schüler wurden mehrere Treffen und Informationsveranstaltungen angeboten. Dabei wurdeversucht, den Eltern die Vorteile der Ausbildung auf der weiterführenden Schule nahe zu bringen. Kontakt wurde auch zu den nächsten örtlichen Behörden und Kirchengemeinden aufgenommen. Father John rechnet damit, dass sich die Schule schnell füllen wird, sobald sich herumspricht, dass der Unterricht dort tatsächlich begonnen hat. Dann bietet die Schule Platz für 250 Schüler.

Schultornister sind in Uganda nicht üblich. Father John bat deshalb die St. Bernward-Gemeinde, ihm für die Schüler stattdessen Leinenbeutel zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile sind insgesamt 4 Pakete mit insges. 35kg Stoffbeuteln auf den Weg nach Uganda gegangen und auch unbeschadet dort angekommen. Father John verteilt die Beutel kostenlos an die Schüler, damit sie ihre Utensilien darin immer zusammen aufbewahren und zum Unterricht mitbringen können.

Am 01.02.2017, wurde der Schulbetrieb wie geplant zum neuen Schuljahr mit 51 Schülern begonnen (31 in der ersten, 12 in der zweiten und 8 in der dritten Klasse).

Ein Teil der Lehrer wohnt z. Zt in Kagadi. Das ist der nächste etwas größere Ort. Von dort kommen sie jeden Tag mit Motorrädern zur Schule. Einige haben sich auch im „Nyankomatradingcentre“ eingemietet. Für die Bildung der Jugendlichen nehmen sie dort eine nicht besonders gute Unterbringung in Kauf.

Wir freuen uns, dass das Schul-Projekt dank vieler auch ehrenamtlicher Helfer, sowohl in Uganda als auch in Hannover, zu einem erfolgreichen Ende gekommen ist. Der Niedersächsischen Bingo-Stiftung danken wir für die großzügige Unterstützung, die den Bau überhaupt erst möglich gemacht hat. Für die Kinder, Eltern und Lehrer in Nyankoma im Kibaale District ist „Bingo“ zu einem Begriff der Hilfe geworden.